Während der letzten Kreistagssitzung des vergangenen Jahres kam es zu einer heftigen Diskussion zum Thema Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft. Anlass bot ein Beschlussantrag von Bündnis 90/Die Grünen zur Veröffentlichung der auf gesetzlicher Grundlage im Landkreis erhobenen statistischen Daten zum Antibiotikaverbrauch. Am Ende der Debatte legte der Kreistag fest, dass sich die Ausschüsse für Landwirtschaft und Umwelt (A5) und für Gesundheit und Soziales (A6) in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Thema befassen sollen.
Diese Sitzung fand im April statt. In einem ausführlichen Vortrag erläuterte Amtstierarzt Dr. Mielke die fachlichen und rechtlichen Hintergründe zum Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung. Erkennbar wurde, dass man sich sowohl auf Bundes- als auch auf Kreisebene der Probleme und Gefahren bewusst ist, die von einem hohen Antibiotikaeinsatz in den Ställen ausgehen. Inzwischen wird versucht, dem entgegenzusteuern. Dabei gibt es allerdings Schwierigkeiten. So sind z.B. nur Großbetriebe der Tierhaltung verpflichtet, regelmäßig Meldungen zum Antibiotikaeinsatz abzugeben. Für den Barnim bedeutet das: nur 16 von insgesamt 3.649 nutztierhaltenden Betrieben unterliegen der Meldepflicht. Betriebe mit weniger als 10.000 Masthühnchen oder 250 Mastschweinen (gehalten innerhalb eines Kalenderhalbjahres) zum Beispiel, sind von Meldungen befreit. Erschreckend auch die Tatsache, dass von den 16 meldenden Betrieben im Kreis 11 die bundesweiten Vergleichskennzahlen zum Teil deutlich überschritten. 3 Betriebe legten deshalb inzwischen Maßnahmepläne vor, um den Antibiotikaeinsatz zu verringern.
Stefan Böhmer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag und Mitglied im Gesundheitsausschuss, erklärte dazu: „Wir sitzen hier auf einer tickenden Zeitbombe. Durch den hohen Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung, aber auch beim Menschen, entstehen vermehrt resistente Keime. Sie bedrohen unsere Gesundheit, da es gegen sie immer weniger wirksame Arzneimittel gibt. Die dargestellten Daten und Fakten sollten für uns daher Anlass sein, zu überlegen, was wir auf Kreisebene zusätzlich tuen können, um Fortschritte auf diesem Gebiet zu erzielen. Eine Möglichkeit wäre die Förderung einer artgerechten Tierhaltung im Barnim durch eine Politik, die die öffentliche Gesundheit und die Naturräume schützt. „„Weiterhin wichtig wäre es, die – bisher relativ unwirksame – Erfassung der Antibiotikagaben zu verbessern. Dazu bräuchte es dringend auch eine öffentliche Kontrolle von Betrieben, die z.B. „nur“ 9.999 Hühner oder 249 Schweine pro Halbjahr halten. Diese können bisher „unter dem Radar“ der Meldepflicht Antibiotika einsetzen. Langfristig lässt sich die hohe Infektanfälligkeit der Bestände aber nur durch eine extensive, artgerechte Tierhaltung vermindern.“
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