Wie sieht Bernau in der Zukunft aus?

Die Bautätigkeit in Bernau ist derzeit sehr dynamisch. Gerade in der Lage zum nahegelegenen Berliner Stadtgebiet ist eine hohe Nachfrage nach Wohnraum zu spüren. Als Folge dieser Entwicklung werden derzeit eine Vielzahl von Baugebieten ausgewiesen und es ist zu erwarten, dass der Trend auch zukünftig anhält.

Hierbei gibt es zwangsläufig Konflikte.

  1. Der aufmerksame Betrachter wird in einer Vielzahl Bernauer Gärten eine geringe Artenvielfalt beobachten.       Pflegeleichtigkeit geht vor Ökologie und Klimaschutz. Die Folge sind neben dem Fehlen der klimatischen Nutzwirkung von Bäumen fehlende Nahrungsgrundlagen für Insekten, die für die Bestäubung von Zier- und Nutzpflanzen unverzichtbar sind. Die Biodiversität und Klimapflege sind wichtige Faktoren von Gemeinwohlrelevanz, die es zu schützen und unterstützen gilt.
  2. Bauträger/ Projektentwickler neigen dazu, in ihren Planungen zur Optimierung des erzielbaren Erlöses aus den Parzellenverkäufen möglichst wenig Gemeinflächen einzuplanen und dafür die zu verkaufenden Parzellen zu vergrößern. Die Folge dieser kaufmännischen Erwägung sind zu schmale Bürgersteige auf den Verkehrsflächen, die einerseits keinen Platz für Straßengrün/ Bäume lassen, aber auch den Fußgängerverkehr behindern. Deswegen muss bei der Begegnung von Kinderwägen mit Rollatornutzer z.B. in manchen B-Plangebieten einer auf die Fahrbahn ausweichen.
  3. Gleiches gilt auch für öffentliche Straßen außerhalb von Erschließungsgebieten, deren Ausgestaltung aus Gründen der Kostenersparnis für Beitragszahler zu klein dimensioniert werden könnten.
  4. Zu wenig Straßengrün und zu wenige Bäume führen gerade in heißen Sommern mangels ausreichender Beschattung zu erhöhter Strahlungswärme, erhöhtem Staubaufkommen­ und einem dadurch bedingt nur schwer schlecht erträglichen Stadtklima. Dieser Effekt wird sich infolge des Klimawandels voraussichtlich noch verstärken. Ein schlecht erträgliches Stadtklima ist mit dem Selbstbild des Gesundheitsstandortes Bernau nicht vereinbar.
  5. Zu wenig einladende Gemeinschaftsflächen in Wohngebieten führen zu einer Anonymisierung des Wohnumfeldes, weil die Verkehrsflächen sich aufgrund der zu geringen Breite kaum als Orte der Begegnung eignen.
    Gerade in einer prognostiziert älter werdenden Bevölkerung sind aber wohnortnahe öffentliche Orte der Begegnung ein wichtiger Faktor im sozialen Miteinander der Menschen und steigern die Identifizierung mit dem Wohnumfeld.
  6. Um die Folgen der Flächenversiegelung und damit Probleme mit der Entsorgung des Oberflächenwassers zu mildern, sollten wasserdurchlässige Oberflächen für mehr Versickerung vor Ort sorgen und die technischen Entwässerungssysteme entlasten.

Fehlentwicklungen in den heute erstellten Bebauungsplänen sind nach einer bereits festgeschriebenen Parzellierung und den nach Verkauf festgeschriebenen Eigentumsverhältnissen nachträglich kaum noch zu korrigieren.

Deswegen bedarf es verbindlicher Vorgaben, mit denen eine geordnete städtebauliche Entwicklung gefördert wird, welche auch in Zukunft ein lebenswertes Umfeld ermöglicht.

Um den beschriebenen Problemen beikommen zu können, hat die Fraktion Bündnis90-Grüne/ Piraten einen Antrag in die SVV eingebracht, der die Idee verfolgt, für das gesamte Stadtgebiet Bernaus verbindliche Vorgaben zu formulieren, nach denen B-Pläne und Infrastrukturvorhaben zu gestalten sind.
Durch diese Vorgaben mit Satzungscharakter soll planerischer Wildwuchs verhindert und den Interessen des Gemeinwohls gegenüber ökonomischen Interessen zum Wohle der Menschen Durchsetzungskraft verliehen werden.
Letztlich kann damit auch die Gleichbehandlung aller Bauträger erreicht werden, weil sich planerische Vorgaben auf eine Grundlage stützen können.

Die Stadtverwaltung wird mit diesem Prüfauftrag gebeten, geeignete Festsetzungen einer solchen Rahmenplanung vorzuschlagen, wobei der Stadtverwaltung in dem Antrag  unsere Vorstellungen durchaus nahegebracht wurden. Nur ist derzeit noch nicht klar, inwieweit diese Vorstellungen umsetzbar sind.

Update vom 02.06.2016

Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung die Vorlage bei einer Enthaltung und ohne Nein-Stimmen beschlossen.

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